kleines grünes Monster — das Problem mit dem Neid

Ist Neid grundsätzlich schlecht? Wenn ich auf jemanden neidisch bin, bekomm ich direkt ein schlechtes Gewissen. „Nein ! das macht man nicht, man muss sich für den anderen freuen.“ Aber heißt Neid, es dem anderen gar nichts zu gönnen? So hab ich bisher Neid gedeutet. Das kleine grüne Monster ist böse und gehört sich nicht.

Oder kann es nicht auch ein Anzeichen für das sein was einem selbst fehlt? Eine Erklärung warum man noch nicht so ganz mit sich zufrieden ist?
Eine Erkenntnis die sich mit Pauken und Trompeten ankündigt. Einem manchmal vor den Kopf stößt was man eigentlich weiß. Nochmal klar die Richtung weißt, was man schon immer wollte, auch wenn sich zwischendurch Zweifel breit gemacht haben.

Laut meinen Eltern und alten Freundschaftsbüchern will ich schon immer Medizin studieren, seit ich Denken kann. Bis zum Abiabschluss war dieser Wunsch auch unerschütterlich, eigentlich sogar darüber hinaus. Bis zu den viel zu zahlreichen Momenten auf Station während meiner Krankenpflegeausbildung. Nach Diensten, nach denen mir nur noch zu weinen und unter-der-Decke-verkriechen zumute war, hab ich mich mal ernsthafter, mal weniger ernsthaft gefragt, ob dieses ganze Gesundheitswesending überhaupt die richtige Entscheidung war. Den Eskalationsgipfel hatte ich erreicht, als ich mich tatsächlich mehrere Tage über alternative Studiengänge oder Ausbildungen online informiert hatte. Gut, dass ich meine innere Stimme nie überzeugen konnte, alles hin zuschmeißen und Mathe oder sowas zu studieren.

Jedes Mal, wenn jetzt ein Student oder ein PJler in meine Einleitung spaziert, überkommt mich dieses komische positive Gefühl. Neid. Dieses Gefühl das will ich auch. Genau das. Ich möchte das alles wissen, dass alles machen dürfen, die ganzen Dinge lernen. Ich möchte dem Studenten gar nicht wegnehmen, was er da erreicht hat, aber ich möchte das gleiche machen dürfen. Neben ihm Stehen, auf einer Ebene, sprichwörtlich.
Nicht falsch verstehen, ich liebe meinen Job als Anästhesiepflegekraft. Aber noch viel mehr würde ich mit dem Kollegen am Kopf des Patienten tauschen. Demjenigen der die Kommandos gibt und das große Ganze in der Hand hat.
Also ja, Neid kann auch einfach nur ein Richtungsweiser sein. Er erinnert mich daran, was ich schon seit ich klein war weiß. Ich soll es ja nicht vergessen, dass das der richtige Weg für mich ist. Dafür muss ich den unangenehmen Stich in der Magengrube wohl hinnehmen.

Ich muss wohl einfach noch abwarten, bis meine Zeit kommt. Geduld hatte ich zwar noch nie, aber die Hoffnung und der Wille machen das schon.
Ohne die beiden würde ich auch nicht die halbjährlichen Schläge vor den Kopf ertragen, die mich dann wieder zurück auf den Teppich der Realität zurückholen.

„Ablehnungsbescheid“

Kurz bevor die Email von Hochschulstart eintrudelt, ist die Hoffnung so groß, dass ich mir vorstelle wie es wohl sein wird zu studieren. Wenn dann jegliche Hoffnung den Erdboden gleich gemacht wurde, übernimmt der Wille und bringt mich über das nächste Wartesemester, bis zur nächsten Bewerbung.

Ehrlich gesagt, auch wenn ich vorm Öffnen des Bescheides von Hochschulstart immer voller Hoffnung mein Studentenleben plane, bin ich mir nicht sicher wie ich reagieren würde, wenn da irgendwann nichts mehr von Ablehnung steht…
Ach aber bis dahin bleibe ich einfach positiv und genieße meinen Job in der Anästhesie, der ich muss es zugeben echt Bock macht. Ich hab nicht mal mehr ein Problem Montagmorgens vor 5 aufzustehen. Das heißt für mich sehr sehr viel.

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